“和 Wa: A Spirit of Unity” (Einheit, Harmonie, Zusammenarbeit, Freundschaft und Frieden) Das war das Motto des dreiundzwanzigsten World Scout Jamboree in Japan an dem circa 34.000 Pfadfinder im Alter von 14 bis 18 Jahren aus 150 Ländern teilnahmen. So ein Weltpfadfindertreffen findet alle vier Jahre, immer in einem anderen Land statt, und ist damit das Highlight im Leben eines Pfadfinders.
Auch elf Pfadfinder aus dem Stamm Hl. Kreuz in Bayreuth waren mit dabei. Zusammen mit achtundzwanzig weiteren Pfadfindern aus Bamberg, Nürnberg und Erlangen traten wir am 24.07.2015 als einer von zwanzig deutschen Trupps (insgesamt über 1000 Teilnehmer) die große Reise nach Japan an. Nach dreiunddreißig Stunden Reise und ein paar Komplikationen (wie verspäteten oder verpassten Flügen) kamen wir endlich in Japan an.
Die ersten drei Tage verbrachten wir im Hiraodai Nationalpark, um uns mit verschiedenen Aktionen an das Klima zu gewöhnen. Da im Nationalpark nur das deutsche Kontingent zeltete, konnten wir noch nicht so ganz glauben, dass wir jetzt wirklich in Japan waren.
Am Dienstag, dem 28.07.2015 ging es dann endlich zum Jamboree-Gelände. Dort bauten wir gleich unsere Schwarzzelte auf, in denen wir nun für die nächsten zwölf Tage schlafen würden. Unseren schwarzen Zelten erregten sogleich großes Interesse bei den anderen Pfadfindern aus aller Welt, denn in solchen Zelten sind nur wir Deutschen unterwegs.
Die Opening Ceremony, also die offizielle Eröffnung des Jamborees am zweiten Tag, war für alle das erste Highlight. 34.000 Pfadfinder in der riesengroßen Arena um einen herum. Nach der zweistündigen Eröffnungsfeier hatten wir schon viele Kontakte mit Jugendlichen aus anderen Ländern geknüpft und fleißig Aufnäher und Halstücher getauscht.
Die nächsten 7 Tage standen jeweils unter einem anderen Motto: „science, water, culture, peace, nature, community und GDV (Global Development Village),” und vergingen wie im Flug. Am Kulturtag konnten wir zum Beispiel an einem Nachmittag eine japanische Teezeremonie besuchen, unser Geschick beim Lasso Werfen der Amerikaner testen und noch viele weitere Aktivitäten ausprobieren. Den Programmpunkt „peace“ verbrachten wir in Hiroshima. Dort besuchten wir das Peace Memorial Museum zum Gedenken an die Opfer der Atombomenabwürfe im Jahr 1945 und erkundeten den Peace Memorial Park. Bei den Wasseraktivitäten fuhren wir mit sogenannten “big bikes” einen Parcour am Strand ab und spielten Tauziehen und Fußball.
Bei „science“ konnten wir am dritten Nachmittag viele verschiedene Zelte besuchen, in denen wir etwas über die Kommunikation vom Jamboree-Gelände mit anderen Pfadfindern, die nicht am Jamboree teilnehmen konnten, erfuhren. Bei „GDV“ konnte man ebenfalls einen Nachmittag lang durch verschiedene Zelte gehen, in denen wir unteranderem über Gewalt gegen Frauen und Frauenrechte sprachen. Beim „Nature-Tag“ fuhren wir in eine riesige Höhle, in der wir Tropfsteine und Seen entdecken konnten. Am Programmtag „community“ hatten wir unter anderem die Möglichkeit, eine japanische Schule zu besuchen und uns dort mit den Schulkindern unterhalten.
Zwischendurch gab es auch einen freien Tag, an dem vormittags ein Gottesdienst stattfand, an dem alle vertretenen Religionen teilnehmen konnten. Am Nachmittag startete das “Food Festival”, bei dem alle Gruppen typische Mahlzeiten aus ihrer Heimat zubereiteten. Alle Teilnehmer konnten dann über das Gelände spazieren und die verschiedensten Gerichte probieren.
Während der Aktivitäten und in der Freizeit gab es viele Gelegenheiten, Menschen aus den verschiedensten Ländern der Welt kennen zu lernen: Wie in einem globalen Dorf hatten wir Nachbarn aus Norwegen, Ägypten, Japan und Algerien und fast alle anderen Nationen dieser Welt in Gehweite.
Das Jamboree ist damit auf einer Friedensmission, die schon 1920 von Pfadfindergründer Lord Robert Baden-Powell gestartet wurde. Er war überzeugt, dass Jugendliche, die sich gegenseitig kennen, in einem Krieg nicht gegeneinander kämpfen werden.
Wenn man erlebt, wie mehrere tausend Jugendliche aus teilweise erbittert verfeindeten Nationen friedlich zusammen leben, scheint dieses Ziel erreichbar.
Am letzten Tag bauten wir unsere Zelte ab und versammelten uns am Abend in der Arena, um bei der Abschlussfeier dabei zu sein.
Am nächsten Morgen machten wir uns dann auch schon mit unseren Rucksäcken und jeder Menge toller Erfahrungen und Freundschaften im Gepäck auf den Weg zurück nach Deutschland.
Nach dreizehn Stunden im Flugzeug, vier Stunden Zugfahrt und über zehn Stunden Wartezeiten kamen wir dann am 09.08.2015 wieder am Bayreuther Bahnhof an. Dort wurden wir von unseren Eltern schon freudig erwartet. Nach so einer tollen gemeinsamen Reise fiel uns der Abschied von einander schon recht schwer, aber wir konnten es auch kaum erwarten, unseren Familien und Freunden von diesem tollen Abenteuer zu erzählen.
Abschließend können wir nur sagen, dass das Jamboree eine unglaubliche und unbeschreibliche Erfahrung für uns alle war, die wir nie vergessen werden.
(Artikel von Marina aus der Pfadistufe)